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Lebendig sein heisst Gefühle zulassen - nach den eigenen Bedürfnissen zu leben.

Wie bringen wir diese Lebendigkeit zurück in unser Leben, wenn sie verloren gegangen ist?

Viele psychische Leiden basieren zu einem massgeblichen Teil auf unterdrückten Gefühlen, unerfüllten Bedürfnissen, falschen Glaubenssätzen und fehlender Selbstannahme. Wir leben uns nicht oder nicht, was uns wichtig ist.

Im ersten Teil dieser Artikelserie geht es darum, welche Bedeutung es hat, Gefühle wieder zuzulassen.

Wenn wir Kleinkinder beobachten, können wir leicht feststellen, dass diese noch einen unmittelbaren Zugriff auf alle ihre Gefühle besitzen. Egal ob Trauer, Freude, Angst oder Wut - Kinder sind in der Lage, alle diese Gefühle zu empfinden und spontan ausdrücken.

Im Laufe unserer Entwicklung erleben wir jedoch oft, dass nur manche Gefühle erwünscht sind. Andere nicht. Sätze wie...

• ... sei nicht wütend
• ... du musst doch nicht traurig sein
• ... Indianer kennen keinen Schmerz
• ... jetzt sei mal kein Angsthase
• ... sei doch nicht so eine Mimose
• ... jetzt beherrsch dich mal

... formen unser emotionales Selbstverständnis. Sie bilden ein inneres Konzept, welche Gefühle in welchen Situationen erlaubt sind.

Männer und Frauen werden dabei oft unterschiedlich geprägt. Für Frauen sind Traurigkeit und Tränen gerade noch angemessen, bei Männern gelten sie als Schwäche. Wut dagegen gilt in unserer Zivilisation generell als unerwünscht. Auch Ängste und Unsicherheit werden unter scheinbarer Souveränität versteckt.

Dabei erfüllen alle unsere Gefühle eine wichtige soziale und psychische Funktion.

• so erzeugt Freude Verbindung und Nähe zu anderen Menschen
• Traurigkeit bewirkt Anteilnahme und Trost bei anderen
• Wut sichert die eigenen Grenzen und signalisiert Abstand
• Angst mobilisiert den eigenen Körper für Auseinandersetzung oder Rückzug und appelliert an die Hilfe und Unterstützung anderer

Was passiert aber, wenn wir diese Gefühle einfach unterdrücken, zurückhalten oder gar leugnen?

Gefühle sind die körperliche und emotionale Reaktion auf Gedanken und Bedürfnisse. Sie sind der direkte Ausdruck auf unser inneres Erleben und äussere Einflüsse.

Obwohl es heute als gesellschaftskonform gilt, Gefühle zu unterdrücken und stattdessen lieber ruhig und gelassen zu wirken, wird dabei ein wichtiger Aspekt übersehen:

"Unterdrückte Gefühle verschwinden nicht einfach"

Im Gegenteil. In vielen Fällen sind diese nicht gelebten Gefühle dann Quelle für körperliche und psychische Beschwerden.

• Rücken-, Schulter- oder Nackenschmerzen als Reaktion auf unterdrückte Angst
• Verdauungsbeschwerden bei unterdrückter Wut
• Bluthochdruck durch ständigen Stress oder Angst.
• auf der psychischen Ebene sind unterdrückte Gefühle oftmals eine der Ursachen für die Entstehung von Depressionen.

Vom therapeutischen Standpunkt aus gesehen, geht es in erster Linie darum, wieder Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen.

Dies bedeutet erst einmal, die Wahrnehmung und Annahme unterdrückter Gefühle zu verbessern.

Im nächsten Schritt geht es darum, einen adäquaten Gefühlsausdruck zu erlernen. Für Wut / Ärger kann das wie folgt aussehen:

• Wut / Ärger wieder bewusst wahrnehmen lernen (als Zeichen, dass meine Grenzen überschritten wurden)
• Wut / Ärger annehmen, sich die Erlaubnis zu geben, diese Gefühle zu empfinden
• einen adäquaten, erwachsenen Umgang und Ausdruck mit diesen Gefühlen zu erlernen - mit sich selbst und im Kontakt mit anderen

In der Beratung arbeiten wir daran, diesen Prozess aus Wahrnehmung - Annahme - Ausdruck - Interaktion zu verbessern. Wir beziehen dabei die körperliche, emotionale, kognitive und Verhaltensebene mit ein und verbinden sie wieder miteinander.

So funktioniert Lebendigkeit.

Sie möchten lebendiger leben - Ihre Gefühle und Bedürfnisse besser ausdrücken und umsetzen?